Krassgrün - Florian Wolf

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Florian Wolf

Florian Wolf

Wer bist du?

Ich bin Florian Wolf, 19 Jahre alt. Meine Eltern haben einen 450 Hektar Ackerbaubetrieb auf der Insel Rügen.

Im Juni 2017 habe ich das zweite Ausbildungsjahr zum Landwirt mit Fachhochschulreife beendet. Ich habe mich entschieden, als Stipendiat des Deutschen Bauernverbandes 7 Monate nach Australien zu gehen und dort auf einer australischen Farm zu arbeiten, mich persönlich weiterzuentwickeln und meine Englischkenntnisse weiter zu verbessern.

 

Was ist das Schönste an deiner Ausbildung?

An meiner Ausbildung gefällt mir am besten die Nähe zur Natur kombiniert mit großer und modernster Technik. Auch das Arbeiten mit Kollegen und bei uns im Familienbetrieb bedeutet für mich Zusammenhalt und ist mir sehr wichtig.

 

Was machst du, wenn es nicht um Landwirtschaft geht?

In meiner Freizeit gehe ich meiner großen Leidenschaft dem Jagen nach. Bei uns auf der Insel Rügen habe ich die Möglichkeit, bei einem guten Bekannten in einem Revier des Bundesforst die Jagd auszuüben. Sportlich aktiv bin ich auch. Joggen und Tennis spielen sind meine Lieblingssportarten.

 

Welches Ziel hast du für später in deinem Leben?

Nach der Ausbildung möchte ich gerne studieren und einen Bachelor und später Master in Agrarwirtschaft machen. Mal sehen, was dann kommt. Auf jeden Fall möchte ich später im Agrarbereich tätig sein. Interessante Einsatzfelder wären für mich die Öffentlichkeitsarbeit, eine Betriebsleitung oder auch die Politik.

Gechillt mit Schafen

Die Universität von Westaustralien in Perth ist die älteste Universität und man kann dort auch Landwirtschaft studieren. Es gibt sogar eine Partnerschaft mit der Uni Göttingen, wenn ihr also Lust habt, könnt ihr ein angerechnetes Auslandssemester in Australien machen und neben den Praxiserfahrungen auch in den australischen Uni-Alltag reinschnuppern.

 

In den letzten zwei Wochen habe ich ein Praktikum auf der Ridgefield Farm absolviert und konnte dort das erste Mal in meinem Leben Erfahrungen bei der Arbeit mit Schafen machen. Die universitätseigene Ridgefield Farm liegt rund 180 Kilometer östlich von Perth. 

 

Zur Farm gehören 1600 ha Fläche, darunter 160 ha Hafer, 120 ha Raps und 40 ha Weizen. Die restliche Fläche wird als Weideland für die Schafe genutzt. 6000 Schafe, darunter auch viele Lämmer, leben derzeit hier. Gezüchtet wird die Rasse Merino. Ein besonderer Wert wird dabei auf die Einflussfaktoren gelegt, um einen bestmöglichen Habitus der Tiere zu erreichen. Sowohl durch die Fütterung als auch durch Maßnahmen wie: möglichst viele schattige Plätze auf den Weiden, möglichst wenig Stress und genügend verfügbares Trinkwasser, am besten im natürlichen Zustand in Form von Bächen. 

 

In regelmäßigen Abständen werden einige Schafe mit dem Viehtransporter nach Perth gefahren. Allerdings nur bei einem Gewicht über 35 kg und nur mit guten körperlichen Eigenschaften. 

 

In der universitätseigenen Versuchseinrichtung werde einige Medikamente oder auch verschiedene Futtervarianten getestet, um sie später für den gesamten Markt zugänglich zu machen und die Farmer bei einer möglichst effizienten Haltung der Herden zu unterstützen.
Einmal jährlich im April werden die Tiere geschoren. Gefüttert werden die Tiere montags und donnerstags mit jeweils 2,1 kg pro Schaf, womit man auf eine Tagesration von 600 g pro Tier kommt. Eine Futterration setzt sich zu zwei Drittel aus Hafer und zu einem Drittel aus Lupinen oder Pellets zusammen, je nachdem was gerade verfügbar ist. Lupinen oder Pellets werden gefüttert, weil es besonders eiweißreich ist und insbesondere Pellets auch die geforderten Mineralstoffe mitbringen. Der Hafer und auch die Pellets werden mit Pick Up und einfach gehaltenen „Fütterungsanhängern“ montags und donnertags verteilt. Außerdem haben die Schafe auch die Weide, um zu grasen.

 

 

Auf der Ridgefield Farm in der Nähe von Pingelly arbeiten 3 Angestellte, der leitende Farmer Shane Dunn, dessen Frau Abby und eine Mitarbeiterin Bianca. Der Farmer Shane Dunn lebt mit seiner Familie auf der Farm. Die Familie ist erst seit 7 Monaten bei der Universität von Westaustralien angestellt. Zuvor leiteten sie eine Farm mit 6.000 Rindern in der Nähe von Broome im Nordwesten; eine für australische Verhältnisse eher kleine Rinderfarm. Eine Umstellung also von Rindern auf Schafe, allerdings sind Schafe in den Haltungsbedingungen deutlich anspruchsloser als Rinder. 

 

Eine wichtige Hilfe bei der Arbeit mit Schafen sind die Hütehunde. Wenn man die Schafe beispielsweise von einer Koppel auf die andere treiben muss, ist es hilfreich Hunde als Unterstützung zum Zusammenhalten der Schafe dabei zu haben.

Während meines zweiwöchigen Aufenthalts wohnte ich im Gästehaus, in dem Mitarbeiter, Gäste oder Praktikanten der Universität untergebracht sind. 
Es war sehr interessant und lehrreich, das erste Mal in meinem Leben gemeinsam mit Schafen gearbeitet zu haben und eines werde ich besonders vermissen- die RUHE und Gelassenheit, die die Schafe ausstrahlen.

 

Australien meets Rügen

Über 2 Monate bin ich mittlerweile in Australien. Ein tolles Land, hilfsbereite Menschen und eine völlig andere Landwirtschaft, doch auch Herausforderungen warteten auf mich. Schwierigkeiten bereiteten mir anfangs vor allem die englischen Fachbegriffe zum Beispiel für Technik beim Mähdrescher (Haspel, Hydrauliköl, Zapfwelle usw.). Wusstet ihr zum Beispiel, dass Zapfwelle auf Englisch PTO heißt? Nach ein paar Wochen klappt das jedoch von Tag zu Tag besser und ich beginne mich heimisch zu fühlen. Von Ende Oktober bis Mitte Dezember war ich auf der Nookanderri Farm in Westaustralien mit der Ernte beschäftigt. Zur Ernte, den Erträgen, Controlled traffic farming (CTF) und zur Bodenschonung werde ich euch in meinem nächsten Blog berichten. 

 

Stippvisite in der Heimat

Da ich ein günstiges Flugangebot nach Hamburg im Internet gefunden hatte, entschied ich mich spontan, über Weihnachten nach Deutschland zu fliegen. Nach ein paar Tagen bei Freunden von mir in Perth ging es also für 14 Tage ins kalte Deutschland. 
Meine Eltern haben einen 450 ha Ackerbaubetrieb auf Rügen und zusätzlich eine Tannenbaumplantage. Ab Mitte Dezember ist dort Hochsaison beim Tannenbaumverkauf, so dass ich im "Weihnachtsurlaub" mit anpacken konnte.

 

Jedes Jahr verkaufen wir zur Weihnachtszeit Nordmanntannen, die 8 Jahre lang gewachsen sind, um später von potenziellen Käufern selbst abgeschlagen zu werden. Viele Bekannte von der Insel Rügen kommen jedes Jahr, um sich ihren Weihnachtsbaum bei uns auszusuchen und anschließend einen Glühwein zu trinken. Viele Freunde und natürlich meine Familie freuten sich, mich Weihnachten auf der Insel Rügen zu haben. 
Weihnachten mit meiner Familie und auch mit meinem kleinen 2-jährigen Neffen war sehr besinnlich. Weil ich selbst Jäger bin, gab es Heilig Abend selbstverständlich auch Wildschweinbraten.

Am 28. Dezember ging es auch schon wieder nach Australien und ehrlich gesagt war ich froh, dem ungemütlich kalten Wetter in Deutschland zu entfliehen.

 

Ab Mitte Februar geht es auf einer Farm im Norden von Australien weiter mit dem Arbeiten. Eine völlig andere Region als im Süden und Westen mit deutlich feuchterem Klima und andere Feldfrüchte.
Bis dahin werde ich durch dieses wunderschöne Land reisen. Adelaide, Melbourne, Sydney, Cairns, das Great Barrier Reef und Perth warten auf mich. Australien ist unglaublich vielseitig, aus meiner Sicht der größte Reiz dieses Landes, nicht nur landschaftlich sondern auch ackerbaulich. 
Ihr dürft auf meinen nächsten Blogeintrag gespannt sein. Da berichte ich von der Ernte in Australien. Generell freut es mich, dass ich euch aus einem so fantastischen Land wie Australien berichten kann!

Von Fruchtfolge, Erträgen und Bushfires - Ernte in Australien

In diesem Jahr gestaltete sich die Ernte äußerst schwierig für die australischen Bauern. Nicht nur die Erosion durch zu viel Niederschlag nach der Aussaat im Juli und August, sondern vor allem die Dürre in den Monaten Juli und August ließen auf eine äußerst schlechte Ernte schließen. Als ich Ende Oktober auf der Farm ankam, bekam ich zunächst einen Schock. Erträge, weniger als ein Drittel des deutschen Ertrages. waren für mich erst einmal gewöhnungsbedürftig, aber gleichzeitig auch spannend.
 

 

Bei der Rapsernte konnten wir auf der Nookanderri Farm lediglich 0,6-0,8 t/ha ernten, bei den Lupinen 0,9 t/ha und beim Weizen 1,5 t/ha. Damit liegt der Ertrag in diesem Jahr 40% unter dem in Durchschnittsjahren. Das bedeutet selbst in überdurchschnittlichen Jahren werden „nur“ 3 t/ha beim Weizen geerntet, immer noch wenig wie ich finde. Für die reinen Sandböden in dieser Region in Western Australia allerdings normal. 
 

Staatliche Subventionen wie bei uns in Europa gibt es in Australien nicht, was ein Wirtschaften deutlich schwieriger macht. Und durch den deutlich geringeren Ertrag- auch in guten Jahren- ist es daher für die australischen Bauern besonders wichtig, ihren Boden optimal auszunutzen und möglichst wenig zu belasten. Viele Farmer nutzen daher das Controlled traffic farming (CTF). Das bedeutet permanente, über Jahre beibehaltene Fahrgassen für alle Arbeitsgänge im Acker- und Pflanzenbau zu nutzen. Bodenverdichtungen beschränken sich nur auf wenige Spuren und der Wachstumsraum wird geschont. Vor allem in Australien setzen immer mehr Landwirte auf dieses System, denn durch die immer größer werdenden Maschinen und Achslasten erhöht sich der Bodendruck. Je mehr Ackerfläche verdichtet ist, desto weniger Wasser kann in den Boden eindringen und gespeichert werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt in Sachen Bodenschonung in Down Under ist das Thema Raupenschlepper.

 

 

Meine Aufgabe während der Ernte war es, das Getreide mit einem John Deere 8370 RT und einem 18 Tonnen Überladewagen vom Mähdrescher zu einem deutlich größeren Überladewagen zu befördern. Ein Überladewagen mit bis zu 110 Tonnen Fassungsvermögen. Allerdings steht dieser dann am Feldrand und wird nur leer von Feld zu Feld gefahren. 110 Tonnen, für mich ist diese Zahl einfach nur der Wahnsinn, unglaublich in welcher Größenordnung hier gearbeitet wird.
 

Auf diesem 110 Tonnen Überladewagen werden die Feldfrüchte zwischengelagert, bevor sie von einem Truck abgeholt und mit einem Road Train (Straßenzüge) zum Hafen von Geraldton befördert werden. 
Ein Teil der Feldfrüchte, die in Australien geerntet werden, lagern die meisten Bauern in Silos, um sie für die nächste Aussaat zu nutzen.

 

In Down Under herrscht ein mediterranes Klima. Wer vielleicht schon einmal auf Mallorca oder in Südspanien war, weiß was das heißt. Hohe Temperaturen von bis zu 40 Grad im Sommer und milde Temperaturen von 10-20 Grad im Winter.

 

Dieses Klima bietet deshalb auch optimale Anbaubedingen für Hartweizen, der dann beispielsweise für Nudeln genutzt wird. Einige australische Farmer bauen Hartweizen an. Allerdings schwören die meisten auf unseren „Brotweizen“. Eine klassische Fruchtfolge auf der Nookanderri Farm gestaltet sich wie folgt: Raps, Weizen, Lupine und im Anschluss ein Jahr Brache. Die Brache wird mit Glyphosat behandelt.
 

Während der Ernte besteht eine sehr hohe Gefahr von bushfires (Buschbränden) in Westaustralien. Durch die starken Winde, die täglich ab den Mittagsstunden einsetzen, kann ein kleiner Stoppelbrand innerhalb von wenigen Minuten schnell zu einem Großbrand werden. Deshalb verfügt jeder Bauer in Australien über einen Pickup mit einem Löschwasserbehältnis von ca. 1000 Liter. Denn Feuerwehren gibt es in Australien nur in größeren Gemeinden und Städten. Bei den großen Entfernungen im Outback ist das auch gar nicht anders möglich. Wenn es beispielsweise bei einem Landwirt auf dem Feld brennt, werden über Funk alle Farmer in einem Umkreis von 50 Kilometer benachrichtigt und alle stellen ihren Mähdrescher ab und eilen schnellstmöglich zum „Brennherd“. Oft können einige auf dem Weg dorthin schon wieder umdrehen, weil das Feuer entweder gelöscht oder genug Helfer vor Ort sind. 

Auf dem Land, wo das nächste Dorf meist 100 Kilometer entfernt liegt und der nächste Nachbar 20 Kilometer, herrscht eine sehr große Hilfsbereitschaft. Ein großer Zusammenhalt unter den Bauern in diesem riesigen Land, die sich tatkräftig unterstützen, wo es ihnen möglich ist. Dieser Zusammenhalt untereinander hat mich sehr beeindruckt aber auch gleichzeitig nachdenklich gemacht, warum das bei uns in Deutschland oft nicht der Fall ist.
Mitte Dezember konnten wir die Ernte 2017 beenden.

 

Auch ehrlich angebaut: Wein aus Australien

 

Der Weinbau spielt in Australien eine sehr große Rolle. Eines der bekanntesten Weinanbaugebiete der Welt ist das Barossa Valley, wo vor allem der australische Shiraz angebaut wird. Das ist ein aromatischer, trockener Rotwein, besonders markant durch das kräftige Johannesbeeraroma. Auf dem Weingut Jacob’s Creek habe ich mir den Weg der Traube zum fertigen Produkt angeschaut. Mitten in den Weinbergen der Adelaide Hills erklärte uns eine Winzerin des Weinguts wie die Trauben gepflückt werden und wie die weitere Veredelung abläuft.
 

 

Fruitpicking, also das Pflücken der Trauben durch Erntehelfer, erfolgt je nach Witterung und Reife zwischen Februar und April. Normalerweise zweimal jährlich pro Strauch, einmal in der ersten Reifephase im Februar und später noch einmal im April, wenn die restlichen Trauben erntereif sind. 
 

Aufgrund des späten und sachten Niederschlags, wir würden wahrscheinlich „Landregen“ dazu sagen, wird in diesem Jahr eine Rekordernte erwartet, was bedeutet, dass in einem Zug alle Trauben von März-April gepflückt werden können. Des Weinbauers Freud ist sozusagen des Ackerbauers Leid! Denn zu starker Niederschlag beschädigt die Weintrauben und damit lassen sie sich nicht mehr für die Weinlese verwenden. 
Die Winzerin erklärte uns, dass die diesjährige Weinlese voraussichtlich die Beste seit 10 Jahren wird.

 

Nach dem Pflücken der Trauben werden diese fermentiert und reifen in großen Eichenfässern. Unter Fermentation versteht man die Gärung der Trauben durch Zugabe von Pilzen oder Bakterien. Das Endprodukt ist dann der entsprechende Wein. Die genauen Produktionsprozesse auf jedem Weingut sind natürlich streng geheim. Jedes Weingut kreiert sein eigenes „Rezept“, denn jeder Wein ist hier ein Unikat. 
 

Im Barossa Valley gibt es sehr viele deutsche Weingüter, oft in fünfter oder sechster Generation mit deutschen Wurzeln. Die Familie Kies, dessen Weingut ich auch besichtigt habe, ist im 19. Jahrhundert von Brandenburg nach Australien ausgewandert und hat sich ein eigenes Weingut aufgebaut. Heute wird es in siebter Generation geführt und gilt als Geheimtipp unter australischen Weinkennern. Es ist ein relativ kleines Weingut, mit qualitativ hochwertigen Weinen zu entsprechenden Preisen. 
Im Barossa Valley wird aber nicht nur der Shiraz, sondern auch der deutlich mildere Rotwein Merlot, und Weißweine, wie Sauvignon Blanc, Riesling und Rosé angebaut. 

 

In meinem nächsten Blogeintrag Ende Februar erfahrt ihr mehr von meiner neuen Farm im Norden von Australien, auf der ich die restliche Zeit in Australien verbringen werde. Die Aussaat von Kichererbsen, Kürbissen, Wassermelonen, Mais wartet auf mich und sogar deutsche Landtechnik.