Krassgrün - Jakob Becker

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Jakob Becker

Jakob Becker

Wer bist du?

Mein Name ist Jakob Becker, ich bin 16 Jahre alt, und bewirtschafte mit meinen Eltern und meinen beiden Brüdern, 14 und 18 Jahre alt, ein Weingut. Unser Weingut liegt in Ebersheim, einem Vorort der Great-Wine-Capital Stadt Mainz und umfasst 22 ha Reben und fast 30 ha Ackerbau. Ab August werde ich meinem großen Bruder folgen und ebenfalls eine Winzerlehre beginnen. Im Weinbau ist es üblich, jährlich den Ausbildungsbetrieb zu wechseln, um einen möglichst großen Einblick in die verschiedensten Arbeitsmethoden und Betriebsphilosophien zu bekommen.

 

Was ist das Schönste an deiner Ausbildung?

Das Schöne am Weinbau ist die absolute Vielfältigkeit, vom Reben pflanzen, über den Weinausbau, bis hin zum Kundenkontakt bei Messen und Weinverkostungen. Planen, gestalten, Handwerk, Vermarktung, Maschinen, so vielseitig ist kaum ein anderer Beruf; vor allem mit der Verantwortung und der Begleitung des eigenen Produkts!

 

Was machst du, wenn es nicht um Landwirtschaft geht?

Außer dem „Ackerbauhobby“ gibt es in meinem Leben noch Radball! Hier trainiere ich mindestens 3x die Woche und kümmere mich mittlerweile auch schon den Nachwuchs.

 

Welches Ziel hast du für später in deinem Leben?

Später möchte ich zusammen mit meinem Bruder den elterlichen Betrieb weiter ausbauen und vor allem die Flaschenweinvermarktung und Weinevents weiter intensivieren.

#Blog 60

Im 2. Lehrjahr angekommen

Seit August bin ich in meinem neuen Ausbildungsbetrieb, dem Weingut Braunewell in Essenheim, Rheinhessen. Das Weingut hat 27 ha Weinbergsfläche und baut Riesling, Grauer Burgunder, Sauvignon Blanc, Spätburgunder und St. Laurent an.

 

Mit mir hat noch Benedikt auf dem Betrieb angefangen und auf dem Weingut arbeitet die Familie Braunewell mit Ursula und Axel und den beiden Söhnen Stefan und Christian Braunewell.

 

In den ersten 2 Wochen haben wir Trauben ausgedünnt um die Qualität der Trauben zu steigern. Jetzt bereiten wir uns auf die Lese vor und haben schon mal den Keller vorbereitet. Wir sind auch schon in der Vorlese, d.h. wir lesen die Trauben raus, die noch nicht komplett durchgreift sind, um diese für den Sekt Grundwein zu nutzen.

 

Meine Berufsschule ist wie im 1. Lehrjahr in Oppenheim. Im 2. Lehrjahr steht die Traubenproduktion im Weinberg planen, durchführen und kontrollieren an, Reben pflanzen und die Weinbereitung vorbereiten sowie die Kellertechnik anwenden und die Weinabfüllung und Vermarktung auf dem Programm.

 

Im Januar steht dann noch die Zwischenprüfung bevor, wo man auch ein bisschen für Lernen muss ;-) .

#Blog 50

Ein neuer Weinberg

In den letzten Wochen haben wir einen neuen Weinberg angelegt. Bei uns im Betrieb verfolgen wir die „Philosophie der alten Reben“, d.h. die Reben stehen lange, haben aber meist geringere, aber gehaltvollere und stabile Erträge. Oft entscheiden wir uns nur für die Rodung, weil die Zeilenbreite nicht mehr der Technik entspricht oder die ganze Pfahl- und Drahtausstattung nicht mehr sinnvoll zu reparieren ist. So war das Alter der Reben auf diesem Weinberg zwischen 35 und 45 Jahre.

Das Feld wurde bis 2012 als Weinberge genutzt. Wir haben das Stück Land vor 4 Jahren erworben und zuerst ackerbaulich genutzt. Nach der letzten Ernte (Gerste) wurde eine Gründüngung eingesät und die Fläche mit kompostiertem Pferdemist gedüngt. Zur Pflanzfeldvorbereitung wurde die Zwischenfrucht im Spätjahr wieder eingearbeitet und über Winter 2x hangaufwärts (Seitenhang) tiefgepflügt.

 

Im Frühjahr haben wir mit dem Federzinkengrubber eingeebnet und zur Pflanzung gefräst. Die Rebsorte Scheurebe wurde ebenso wie die Unterlagsrebsorte SO4 bei der Rebschule im Voraus bestellt, damit auch die gewünschte Kombination aus Klon und Unterlage für unsere Fläche vorhanden ist. Mit der Wahl der Sorte legt man quasi auch das Produktionsziel im Weinberg fest, da Menge und Qualität bei den Rebsortenklonen sehr breit gestreut sind.

Nach der Pflanzfeldvorbereitung wird das Feld ausgemessen. Hierzu wird ein rechter Winkel auf dem Feld erstellt (Pythagoras;-), um die Reihenbreiten und Grenzabstände einzuhalten. Die Rebpflanzung haben wir in diesem Fall im Lohneinsatz durch einen befreundeten Winzer ausführen lassen. Nach dem Pflanzen erfolgt die Erstellung der Unterstützungsvorrichtung. Das sind Stickel, 6 Drähte je Reihe, und Stockpfählchen sowie die Verankerung an beiden Enden der Rebzeile.

Anschließend gießen wir die Reben in 2 tägigem Rhythmus, um Bodenschluss zu gewährleisten und einen guten Start zu ermöglichen! Wir sind gespannt auf den ersten 2023er Jahrgang!

#Blog 46

Der Weinberg schläft

Wenn die Temperaturen im Winter auf frostiges Niveau fallen, sind alle Rebstöcke in der Winterruhe. D.h. kein Trieb wird mehr mit Pflanzensaft versorgt, denn der Weinstock spart seine Energie für den nächsten Frühling. Das bedeutet, im Weinberg ist nichts zu tun!

Wenn es aber wärmer wird, geht´s los mit dem ersten Rebschnitt!

Was hat es aber mit der Eiswein-Lese auf sich? Wenn der Winter sehr schnell und frostig kommt, kann der hochwertige Eiswein gelesen werden. Hierfür jedoch muss es richtig kalt sein, denn dann gefriert das Wasser aus dem Saft und der Zucker und die anderen Inhaltsstoffe konzentrieren sich auf. Beeren für Eiswein dürfen nur dann geerntet werden, wenn das Thermometer minus sieben Grad Celsius zeigt.

Eiswein ist eine absolute Glücksache! Ein später, unreifer und großer Jahrgang mit frühem Frost ist am Besten. Im letzten Jahr hatten wir in der Pfalz über 500 ha für die Eiswein-Lese angemeldet, in diesem Jahr nur 50 ha. Gründe hierfür ist die geringere Ernte im Herbst und der fehlende erforderliche Forst durch den Klimawandels.

Dafür ist jetzt im Keller viel zu tun. Der vergorenen Wein muss jetzt individuell zum Reifen gebracht werden und bereits ruhende Weine werden überprüft. Gerade sind wir beim Abstechen der Hefe, d.h. wir trennen den Wein vom Bodensatz (toten Hefezellen, ungelösten Teile von Fruchtfleisch und Traubenschale). Das erfolgt durch Umpumpen in leere Behälter.

Mit diesem letzten Blog habe ich euch ein Jahr lang mitgenommen bei den Arbeiten im Weinberg und im Keller. Demnächst geht es wieder los mit dem ersten Rebschnitt im Frühjahr, wie im Blog 30 beschrieben. Zukünftig werde ich euch mehr von meiner Ausbildung als Winzer berichten.

#Blog 44

Ruckzuck Weinlese 2019

Die Traubenlese ist die spannendste und auch schönste Zeit für uns Winzer.

 

Wann es losgeht, hängt von der Rebsorte und der Witterung ab. Auf der einen Seite ist es gut, wenn die Trauben möglichst lang an der Pflanze hängen, auf der anderen Seite kann eine Regenperiode oder plötzlicher Frost die Weinlese sehr behindern. Als Winzer planen wir, welcher Wein wann gekeltert wird. In diesem Jahr war die Weinlese ungewöhnlich kurz, sie dauerte nur vom 28. September bis 8. Oktober. Das ist für uns Winzer eine Herausforderung.

 

Auf unserem Betrieb ernten wir maschinell. Die Erntemaschine rüttelt an den Trauben, so dass sie abfallen und aufgefangen werden.

 

Das spart Zeit und Geld gegenüber der Ernte per Hand und wenn der Vollernter korrekt eingestellt ist, ist diese Ernte für die Trauben ebenso schonend und bedeutet kaum eine Qualitätsminderung.

 

Wir sind zufrieden mit der Weinlese 2019, auch wenn es ein Drittel weniger Trauben waren als im Vorjahr. Die Qualität des Traubenmostes hängt vor allem auch vom natürlichen Gehalt an Zucker ab. Der Zuckergehalt wird nach sogenannten Oechslegraden gemessen. Im Laufe des Gärungsprozesses verwandelt sich dieser dann in Alkohol.

Den Oechslegrad messen wir mit einem Refraktormeter.

 

Ein Kuriosum hatten wir noch in dieses Jahr. Wir haben einen Weinberg zweimal gelesen, einmal am 22.01. bei -9,5*C mit 180-185 *Oechsle und jetzt im September nochmal mit 85*Oechsle für einen Sektgrundwein.

 

#Blog 42

Arbeiten im Keller

Seit August bin ich auf dem Weingut Landgraf in Saulheim. Das ist ca. 13 km von mir zu Hause entfernt, so dass ich morgens hin und abends wieder zurückfahre.

 

In den ersten drei Wochen habe ich viel im Keller gearbeitet. Die Arbeit im Keller ist für die Qualität des Weines genauso wichtig wie die Arbeit im Weinberg. Zunächst haben wir 2 Tage  Wein abgefüllt und danach mussten die Tanks sauber gemacht werden.

 

Danach habe ich die Böden gereinigt und in der letzten Woche die Herbstvorbereitungen für die Lese getroffen, wie z.B. die Traubenboxen saubergemacht und die Kelter rausgeräumt und sauber gemacht. Zwischendurch haben wir immer wieder Flaschen etikettiert und verschickt.

 

Heutzutage kann man als Winzer sich für unterschiedliche Ausbauarten entscheiden, je nach Rebsorte und Weinstil. Auch auf meinem Ausbildungsbetrieb haben wir die traditionellen großen Holzfässer und Behälter aus Stahl im Keller zu stehen. Es ist aber nicht der Behälter, der über die Qualität eines Weines entscheidet, sondern die Fähigkeit des Winzers, mit dem Behälter richtig umzugehen.

 

Im September hatte ich auch meine erste Woche Berufsschule. In meiner Klasse sind wir 29 Auszubildende, die meisten kommen aus der Region.

 

Was tut sich noch so? Mit unserem Betrieb zu Hause waren wir im Sommer viel unterwegs auf Weinmärkten, z.B. auf dem Weinmarkt in Mainz.

 

Die Vermarktung ist neben der Arbeit im Weinberg und im Keller eine weitere wichtige Aufgabe der Winzer. Auch in der Ausbildung lernen wir den Wein an die Kunden zu bringen und den Wein präsentieren.

 

#Hummelwellness im Weinberg

#Blog 38

Schon seit mehreren Jahren legen wir auf unseren Ackerflächen und im Weinberg Blühstreifen an.

 

In diesem Jahr haben wir eine Paten-Aktion über Facebook gestartet und konnten so über 1 Hektar Blühfläche anlegen.

 

Die Idee dahinter war, dass jeder etwas tun kann.

 

Für 5,- € pro Jahr haben wir 3 m² Blühstreifen angelegt, für 20,- € pro Jahr gibt's 15 m². Alle Insekten-Freunde, die an der Aktion teilnehmen, bekommen wenn sie das wollen, ein Infoschild mit ihrem Namen am Feldrand aufgestellt.

 

Und als Betrieb machen wir natürlich auch mit, pro 20 Likes (bis 200 Likes) auf unsere Posts haben wir selbst 15m² angelegt.

 

Wir haben uns wirklich gefreut, dass so viele Privatpersonen mitmachen. Im nächsten Jahr wollen wir dann mit dem BUND eine längerfristige Fläche anlegen.

 

 

Was passiert noch bei uns im Weinberg? Im Juli und August steht die grüne Lese bei uns an. Hier werden nicht gereifte und überflüssig Trauben herausgeschnitten. Das machen wir, um die Qualität zu steigern. Es bleiben so weniger Trauben am Stock hängen, die besser versorgt werden. Die Erntemenge wird damit zwar verringert, aber die Qualität der Weine steigt.

 

Die Laubarbeiten im Weinberg gehen weiter. Unter dem so genannten Ausgeizen bezeichnen wir das Ausbrechen von unerwünschten Trieben, um vorhandenen Rebentriebe zu stärken.

 

Zwischen Mai und August wächst eine riesige Laubwand heran, die mein Opa zurück schneidet, um sie in Form zu halten. Beim Entlauben werden die Blätter entfernt, um den Trauben mehr Licht und Durchlüftung zu geben. Zudem ist das Entlauben eine Schutzmaßnahme vor der Kirschessigfliege, die schattige und feuchte Zonen bevorzugt.

 

Mit Spannung wird die Rebblüte verfolgt. Verläuft sie ohne Probleme, können wir auf eine gute Ernte hoffen. Kühle Temperaturen während der Blütephase führen zu geringeren Fruchtansätzen und weniger Ertrag. Von der Rebblüte dauert es noch gut drei Monate bis die Trauben erntereif sind.

 

Ich werde euch auf dem Laufenden halten!

 

 

#Blog 30

Frühling im Weinberg

Im Frühling, wenn die Natur erwacht, geht es für uns Winzer auch wieder los in den Weinberg. Dort bereiten wir die neue Saison vor. Die erste Arbeit ist das Reben schneiden für eine bessere Qualität der Weintrauben.
Das beginnen wir im Februar, wenn es noch kalt ist. Häufig bleibt dabei nur eine Fruchtrute stehen. Das Beschneiden der Reben dient der Qualitätssteigerung: Wertvolle Inhaltsstoffe und Nährstoffe, die über den Boden aufgenommen werden, können so auf wenige Ruten bzw. Trauben verteilt werden. Der Rebschnitt ist nach wie vor echte Handarbeit und nimmt viel Zeit in Anspruch.
Wie der Rebschnitt und das sogenannte Biegen funktioniert, seht ihr auf den Fotos.

 

Wenn es dann warm wird, "bluten" die Reben. Gemeint ist hier der Saftaustritt an den Schnittflächen. Zu diesem Zeitpunkt fangen wir an, die Fruchtruten nach unten zu biegen und zu binden. Am besten geht das übrigens bei Regen: Die Feuchtigkeit von oben sorgt dafür, dass die Fruchtruten biegsam bleiben und dabei nicht abbrechen. Leider hat es dieses Jahr bisher nicht viel geregnet. 

Im April beginnen wir damit, den Boden rund um die Weinstöcke aufzulockern. Das machen wir, damit die Mikroorganismen optimal „ihre Arbeit“ ausüben können. Wir machen das mit der Kreiselegge. Im Weinberg werden dann auch Begrünungspflanzen ausgesät und gedüngt.

 

Während im Frühling die Reben gebunden werden, geht es auch im Weinkeller hoch her: Die Abfüllung des neuen Jahrgangs in Flaschen läuft auf Hochtouren.