Krassgrün - Stephan Riede

Azubi-Blogger

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Stephan Riede

Stephan Riede

Wer bist du?

Ich bin Stephan Riede, 23 Jahre alt und komme aus Gotha in Thüringen. Seit 2014 mache ich eine Ausbildung zum Landwirt, die ich diesen Sommer beenden werden.

 

Was ist das Schönste an deiner Ausbildung?

Das Schöne an meiner Ausbildung zum Landwirt ist, dass ich mein eigener Chef bin. Auf dem Feld zum Beispiel kann ich mich voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren. In der Gestaltung meines Arbeitstages bin ich flexibel, das liebe ich an dem Beruf Landwirt.

 

Was machst du, wenn es nicht um Landwirtschaft geht?

Außer der Landwirtschaft gibt es in meinem Leben noch meine Familie, die mich in allem unterstützt, was ich mache. Mein großes Hobby ist Landmaschinen "in freier Wildbahn" zu filmen und daraus Videos zu erstellen.

 

Welches Ziel hast du für später in deinem Leben?

Nach der Lehre möchte ich meinen staatlich geprüften Techniker an der Fachschule Stadtroda machen, um später mehr Verantwortung zu übernehmen und z.B. als Vorarbeiter tätig zu sein. Mein größter Wunsch ist es, später selbst Azubis auszubilden, um z. B. Dinge, die in meiner Lehre nicht so gut gelaufen sind als Ausbilder selbst besser zu machen.

Und Action! Filmdreh auf dem Acker

Ich glaube es gibt nur wenige, die nicht auf dem Feld verrückt werden, wenn mehrere Maschinen in Action sind und sich dadurch einfach nur tolle Motive zum Filmen ergeben. Unser Equipment besteht aus 2 Spiegelreflexkameras, 2 Videokameras, 2 GoPros, eine Drohne sowie weiteres diverses Filmzubehör, dass wir uns in den letzten 4 Jahren zugelegt haben. Aber wie läuft so ein „Making of“ ab?

Um ein ordentliches Video im Endprodukt zu erhalten, wird zunächst gutes Rohmaterial benötigt. Dieses sollte möglichst ruckelfrei sein. Bei Verwendung mehrerer Videokameras ist darauf zu achten, dass die Farben und Lichtverhältnisse im Bild relativ gleich sind. Bei Verwendung von Action-Cams sollte man zusätzlich auf den am meisten verwendeten Weitwinkeln achten. 

Wenn wir genügend Material gesammelt haben, packen wir alle Szenen in einen extra Ordner. Dann geht es an's "Ausmisten". Szenen, die farblich unschön sind, wo die Lichtverhältnisse nicht passen oder die Kamera bei der Aufnahme gewackelt hat, werden gelöscht, denn diese nehmen nur unnötig Speicherplatz weg. Die Ausschussrate liegt, je nachdem wie gut wir gefilmt haben, bei 30-50%. Zum Beispiel 3 Minuten mit einer GoPro in 2.7K Auflösung nehmen ca. 1GB ein.

Meist wählen wir schon im Vorfeld eine Hintergrundmusik für das Video aus. Anhand der Länge des Titels kann man schon grob sagen, wie viel Szenen man benötigt und kann so (wenn genügend Material vorhanden ist) nochmals die wirklich besten Szenen rauspicken bzw. die schlechteren aussortieren.

 

Danach wird das Ganze in ein Bearbeitungsprogramm eingefügt. Hierbei handelt es sich meist um viele Gigabytes. Nun fügt man zuerst die Musik ein, um die einzelnen Szenen speziell auf Takt und Rhythmus anzupassen. So können die Übergänge zwischen den Szenen optimal mit der Musik abgestimmt werden. So holen wir das i-Tüpfelchen aus einer bestimmten Szene raus, z.B. indem der Kontrast angepasst, die Belichtung verändert wird oder einzelnen Farben im Bild betont werden.

 

Für ein 5 minütiges Video brauchen wir eine Bearbeitungszeit von ca. 20 Stunden, denn es soll ja auch perfekt werden. Neben Fachschule und Betrieb sich die Zeit für dieses Hobby zu nehmen, ist nicht immer ganz einfach. Da dauert es auch schon mal etwas länger, bis der Film zur Ernte 2017 kommt. Aber ihr dürft gespannt sein, er kommt bald:).

Frühjahrsbestellung 2017

 

Die Frühjahrsbestellung 2017 liegt ja nun einige Wochen zurück. Trotzdem ein paar Worte dazu. Die Aussaat fand nur in einem kleinen Zeitraum von rund 10 Tagen statt, da bei uns das Wetter einfach optimal war. 

 

Der Boden war für Erbsen, die relativ tief gedrillt werden (4-6 cm), noch recht feucht. Wirkliche Probleme beim Befahren gab es aber nicht. Fast im gleichen Zeitraum bekam der Raps seine Frühjahrsgabe, eine Stickstoff-Düngung. Aktuell sind wir fleißig am Mais legen, auch die Rüben sind seit letzter Woche drin.

 

Durch die warmen Temperaturen im April, hatten wir einige Probleme mit Insekten. Im Getreide machen wir zurzeit die Herbizidbehandlung und bringen gleichzeitig AHL (Stickstoffdünger) mit aus (im Verhältnis 7:1). Die Getreidebestände entwickeln sich sehr schnell und gut. Winterschänden hatten wir überhaupt nicht. Auch unser größter Feind, die Maus, lässt uns seit letztem Herbst in Ruhe. Zur Mäusebekämpfung haben wir im Betrieb ein Quad im Einsatz, damit wir die Mäuse schnell und gezielt bekämpfen können.

Ein Blick auf meine Berufsschulzeit (Teil I)

Die von mir aus nächstgelegene landwirtschaftliche Berufsschule befindet sich mitten in Thüringen im Weimarer Land. Das ist zwar zentral gelegen, aber für die, die am Rande Thüringens wohnen, dann doch ein weiter Anfahrtsweg.

 

Im 1. und 2. Lehrjahr werden einige auch von ihren Eltern zur Schule gebracht (da sie noch keinen Führerschein haben). Die meisten kommen aber selbst mit dem eigenen Auto zur Berufsschule. Die Schule hat allerdings keinen offiziellen Parkplatz für Schüler. Hinter der Schule verläuft eine alte Plattenstraße, die in der Not komplett beidseitig voll geparkt wird. Das ist für die Einwohner und die Kommune ein Dorn im Auge, so dass eine Lücke in der STVO gesucht wurde, dass auf dem Plattenweg nur noch einseitig geparkt werden darf. Und wir armen Lehrlinge müssen die teuren Strafzettel zahlen! Leider besteht das Problem schon lange und eine Lösung ist nicht in Sicht!

Der Unterricht wird im Block angeboten, d.h. der Unterricht findet in Blöcken von 1 bis max. 3 Wochen statt. Die Lehrer an der Schule sind alle nett und der Unterricht macht in der Regel viel Spaß. Manchmal beklagen wir Schüler, dass den Lehrern das Praxiswissen fehlt. Dann diskutieren wir im Unterricht, ob das was wir theoretisch lernen, in der Praxis umsetzbar ist. Wir hatten die beste Lehrerin der Schule als Klassenlehrerin und im Pflanzenbau-Unterricht. Sie konnte ihr enormes Fachwissen, das sie dank ihrer mehrjähriger Berufspraxis als Pflanzenbaubrigadier hatte, super toll rüberbringen. Doch leider waren wir nicht ein einziges Mal mit einem Lehrer draußen auf dem Feld. So ging der Praxisbezug im Unterreicht leider sehr unter. Auch hatten wir in den drei Jahren Berufsschule keine Zeit, einen Ausflug z. B. zu einem Landmaschinenhersteller zu machen. Das ist sehr schade.

In den Klassenräumen haben wir "hochmoderne" Whiteboards mit integriertem Beamer, die aber leider nicht funktionieren, so dass wir dann doch wieder mit rollbaren Tafeln arbeiten.

 

Das Internet in der Schule ist ein großes Problem. Oft stellen wir Schüler Fragen, die mit Hilfe des Internets schnell beantwortet sein könnten. Oder Lehrer möchten im Unterricht Videos zeigen. Aber die Ladezeit von Videos und Seiten dauern mehrere Minuten, dass das Suchen im Netz keinen Spaß macht. Im letzten Ausbildungsjahr haben wir Schüler einen Antrag auf WLAN im Internat gestellt, aber leider wurde das Geld nicht bewilligt. Aber wir bekommen einen neuen Fitnessraum für das Internat.

Mein Fazit lautet: Die Organisation des Berufsschulunterrichts hat Potentiale zur Verbesserung! 

Überbetriebliche Ausbildung - was ist das eigentlich?

Die überbetriebliche Ausbildung ergänzt die Ausbildung im Betrieb. Die Lehrgänge finden als Wochenkursen in den überbetrieblichen Ausbildungsstätten statt. In Thüringen hatten wir insgesamt 5 Lehrgänge zu den Themen Instandhaltung, Bodenbearbeitung, Großmaschinen, Rind und Schwein und Futterkonservierung.

 

Die Anzahl der Lehrgänge und die Inhalte sind in den Bundesländern unterschiedlich und werden durch die Berufsbildungsausschüsse festgelegt. Man kann sich also nicht aussuchen, wann und welchen Lehrgang man macht. Der Besuch der Lehrgänge ist aber Voraussetzung für die Abschlussprüfung. Eigentlich sollen die Lehrgänge in einer gewissen Reihenfolge, parallel zum Schulunterricht bzw. des Lehrjahres erfolgen, das funktioniert in der Praxis aber nicht immer. Leider hatten die Azubis aus einem Betrieb oder Landkreis nie zusammen einen Lehrgang, so dass wir auch keine Fahrgemeinschaften bilden konnten.

 

Der Bodenbearbeitungslehrgang ist bei den Azubis der beliebteste. Er startet zunächst mit zwei Tagen Theorie über die Bodenbearbeitung und dann geht es in die Praxis. Hier lernt man die praktische Anwendung und richtige Einstellung von Beet- und Wendepflug, inklusive Anlegen und bearbeiten eines kleinen Beetes mit dem Beetpflug. Am letzten Tag findet dann, wie bei allen anderen Lehrgängen auch, eine Prüfung zum Lehrgang statt. Insgesamt war dieser Lehrgang sehr praxisnah und wir haben viel gelernt.

 

Der Großmaschinenlehrgang beschäftigt sich hauptsächlich mit der Pflanzenschutzspritze und dem Mähdrescher. Beides kann man praktisch erleben und testen, wenn auch nur in der Halle bzw. auf dem Hof. Hier gehören das Abdrehen der Drillmaschine, das Auslitern der Spritze, diverse Berechnungen zum Einstellen und Ausbringen, sowie An- und Abbau vom Schneidwerk des Mähdreschers dazu. Aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Lehrgang, der aber steht und fällt mit der Technik, die zur Verfügung steht. Bei uns ist die Technik nicht auf dem neusten Stand gewesen, was schade ist, aber sicherlich auch immer etwas mit Kosten zu tun hat. Vielleicht könnte man hier stärker mit den Betrieben kooperieren, die teilweise besser ausgestattet sind.

 

Der Rinderlehrgang war der umfangreichste Lehrgang mit viel Theorie. Aber auch die Praxis kam hier nicht zu kurz: Futterbeurteilung am Silo, Melken, Kuhbeurteilung, Kälberaufzucht usw. Hier haben wir viel geboten bekommen und wer Interesse gezeigt hat, konnte richtig was lernen! Da aber nicht jeder Azubi auf seinem Lehrbetrieb Kühe hat, mussten diese in 5 Tagen ganz schön viel lernen. Am Ende war die Zeit zu kurz, zwei Wochen wären hier besser gewesen.

Der Schweinelehrgang viel bei mir aus, da sich die überbetriebliche Ausbildungsstätte einen neuen Lehrgangs-Betrieb suchen musste. Ich habe ersatzweise den Grünfutterlehrgang besucht, der Klasse war. Hier wurde die Theorie von den Lehrern der Fachschule Stadtroda vermittelt und das war Top! Im Lehrgang haben wir Pflannzenuntersuchungen auf dem Feld vorgenommen, Siloproben gezogen und bei der Firma Claas die neueste Grünfuttertechnik gelernt. Leider fiel in diesem Lehrgang die Praxis komplett aus.

Und was genau ist ein Instandhaltungslehrgang? Wir haben die ganze Woche ein Thermometer-Häuschen aus Holz gebaut, geschweißt und ein paar grundlegende Dinge über Mutter, Schraube&Co gelernt. Aus unserer Sicht war der Lehrgang überflüssig und er ist auch nicht prüfungsrelevant. 

Aller guten Dinge sind drei - 3 Zeugnisse zum Ausbildungsende!

Azubis erhalten am Ende ihrer Ausbildung mehrere Zeugnisse. Da ist zum einen das Zeugnis der Berufsschule. Darin stehen die jeweils letzten Noten für alle Unterrichtsfächer, die du während der Berufsschulzeit besucht hast. Außerdem steht da drin, dass du die Berufsschule mit Erfolg besucht hast oder eben auch nicht.

Vom Betrieb erhält man das betriebliche Ausbildungszeugnis. Dort ist festgelegt, welche Ausbildung du gemacht hast, wie lange sie gedauert hat und welche beruflichen Fertigkeiten und Kenntnisse und Fähigkeiten du erlernt hast. Allerdings ist das Zeugnis nur ein einfaches Zeugnis, ohne Bewertung der Leistungen, und nicht jeder Ausbildungsbetrieb stellt das Zeugnis am Ende der Ausbildung aus.

 

 

Das wichtigste Zeugnis ist das Prüfungszeugnis der zuständigen Stelle als Nachweis über die bestandene Abschlussprüfung. Das Zeugnis enthält das Gesamtergebnis deines Abschlusses, die Ergebnisse der einzelnen Prüfungsteile (Pflanze, Tier und Wirtschafts- und Sozialkunde) und welchen Beruf du überhaupt erlernt hast. Dieses Zeugnis wird auch Kammerzeugnis genannt, weil es von der Kammer ausgestellt wird. Mit diesem Zeugnis kann man sich später bewerben.
 

Die Abschlussprüfung hat man bestanden, wenn das Gesamtergebnis mindestens „ausreichend“ ist, die Bereiche Pflanze und Tierproduktion ebenfalls „ausreichend“ sind und nicht „ungenügend“. Wenn man das Prüfungszeugnis überreicht bekommt, hat man es geschafft!